In den Werkstätten wird es voll: Nachdem Daimler auf Anordnung des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) bereits rund 99.000 Mercedes Sprinter wegen einer unzulässigen Abschalteinrichtung zurückruft, hat das KBA nun auch einen Rückruf für Modelle des Mercedes Vito und Viano angeordnet und am 1. Oktober 2021 veröffentlicht.
Der verpflichtende Rückruf betrifft in Deutschland insgesamt fast 89.000 Mercedes Vito und Viano der Baujahre 2010 bis 2014. Weltweit sind ca. 235.000 Fahrzeuge betroffen. Unter dem Code NC2II651R ruft Daimler die Fahrzeuge nun in die Werkstatt, damit eine unzulässige Abschalteinrichtung bzw. unzulässige Reduzierung der Wirksamkeit des Emissionskontrollsystems entfernt und ein Software-Update aufgespielt wird.
Betroffene Halter eines Mercedes Vito, Viano oder auch Sprinter werden nun voraussichtlich in den nächsten Tagen den Rückruf erhalten oder sind bereits aufgefordert worden, ihr Fahrzeug in die Werkstatt zu bringen und ein Update aufspielen zu lassen. Welche Auswirkungen das Update langfristig auf Verbrauch, Leistung oder Verschleiß des Motors hat, ist ungewiss. Da es sich um einen verpflichtenden Rückruf durch des KBA handelt, droht dem Fahrzeug ohne das Update allerdings der Verlust der Zulassung.
„Betroffene Mercedes-Fahrer müssen sich aber nicht mit einem Software-Update abspeisen lassen, sondern können Schadenersatzansprüche geltend machen“, sagt Rechtsanwalt Andreas Schwering. Die Rechtsprechung hat sich im Mercedes-Abgasskandal verbraucherfreundlich entwickelt. Immer mehr Gerichte sehen Daimler wegen der Verwendung einer unzulässigen Abschalteinrichtung in der Schadenersatzpflicht. Auch die Oberlandesgerichte Köln und Naumburg haben Daimler bereits wegen vorsätzlicher sittenwidriger Schädigung zu Schadenersatz verurteilt.
Zudem hat der EuGH mit Urteil vom 17.12.2020 klargemacht, dass Abschalteinrichtungen grundsätzlich unzulässig sind, wenn sie dazu führen, dass im normalen Straßenverkehr der Emissionsausstoß höher ist als auf dem Prüfstand. „Vor diesem Hintergrund dürfte es Daimler schwerfallen, die Gerichte von der Zulässigkeit der beanstandeten Funktionen zu überzeugen. Es bestehen daher gute Chancen, Schadenersatz gegen Daimler durchzusetzen“, so Rechtsanwalt Schwering.
Mehr Informationen: https://www.rechtsanwaelte-schwering.de/category/mercedes-abgasskandal